Der Salzherr von Hallstatt
Meine frühere historische Darstellung von Jahr 2000 bis 2011
Geschichte und Archäologie wird lebendig und begreifbar.
Geschichte und Archäologie lebendig und begreifbar zu machen – das schreiben sich viele auf ihre Fahnen.
Doch ist der Grad der Authentizität nicht immer gleich hoch… Anders bei Stefan Jaroschinski, dem „Salzherrn von Hallstatt“.
Er arbeitet schon seit Jahren an der Rekonstruktion von Angriffs- und Schutzwaffen sowie Alltagsgegenständen eines adeligen Kriegers aus der Hallstattzeit, sprich eines frühen Kelten um 650 v. Chr.
Alle seine Repliken wurden nach archäologischen Funden und bildlichen Darstellungen (z.B. auf Situlen oder Gürtelblechen) überwiegend aus dem ostalpinen Bereich angefertigt.
Der Schwerpunkt der Darstellung und Rekonstruktion liegt beim sogenannten „Salzherren“ aus Hallstatt in Oberösterreich.
Um diesen dann dem interessiertem Publikum z. B. auf einer Museums-Veranstaltung, Stadtfest vorzuführen (Living History, Reenactment).

Abb. Der Salzherr von Hallstatt, um 600 v.Chr. mit Prachtmantel nach Fund Fürstengrab Hochdorf, Baden-Württemberg.
Freilichtmuseum Opfermoor Oberdorla 2005 Thüringen.

Abb. Gürtelblech aus Vace (Situlenkunst) , zeigt Krieger im Kampf, Bewaffnet mit Kampfbeilen und Speeren (Lanzen) sowie Schild, Rekonstruktion NORICUM Replikate und original Fund. 5/6 Jh. v.Chr, Slovenien
Idealbewaffnung
Die Idealbewaffnung eines osthallstattzeitlichen Kriegers um 650 v.Chr. bestand aus einem Helm, bronzenem Brustpanzer und Beinschienen, dazu einem Schild sowie zwei Lanzen und einem eisernen Kampfbeil.
Die Rüstung entwickelte sich vermutlich aus der Tradition der Spätbronzezeitlichen Urnenkultur und verbreitete sich ab ca 650 v.Chr auch auf den Norditalischen Raum mit seinen Verbindungen zur Etruskischen und Griechischen Welt.
Das rein Keltische dabei ist jedoch die Angriffsbewaffnungskombination aus Beil, Lanze und Speer.

Abb. Der Salzherr von Hallstatt, um 600 v.Chr. mit Idealbewaffung.
MAMUZ Museum für Urgeschichte, Schloss Asparn 2009 Austria.
Die Lanze und das Ärmchenbeil
Die Lanze oder Speer diente dem osthallstattzeitlichen Krieger als Hauptwaffe.
Nach Darstellungen auf den Situlen müssen diese Waffen ca. 1,5 bis 2 Meter lang gewesen sein.
Abbildungen auf Situlen zeigen, dass die hallstattzeitlichen Krieger mit zwei Stangenwaffen ausgerüstet waren.
Wie die Waffenkombination in der Regel war, kann nur vermutet werden.
Entweder eine Lanze und ein Speer oder zwei Speere.
Ein Gürtelblech aus Vace (Slowenien)(siehe Abbildung oben) zeigt eindeutig Speere, da einer der zwei dargestellten Krieger seine Waffe wirft.
Ein typisches Merkmal der hallstattzeitlichen blattförmigen Klingen ist der stark ausgeprägte Mittelgrat, wobei die Lanzenspitzen sehr zierlich ausfallen können (z.B. 11 cm länge).
Doch fehlen in den Gräbern die sonst schon in der Urnenfelderzeit bekannten Lanzenschuhe.
Das Kampfbeil war im Gebiet der Osthallstattzeit nach der Lanze die zweitwichtigste Waffe.
Das sogenannte Ärmchenbeil und Tüllenbeil wurde aus Eisen geschmiedet und hatte eine Länge von ungefähr 20 cm. Die Knieschäftung war ein rechtwinklig verlaufender Baumast, wo die Beilklinge in einer Aussparung eingeschoben oder aufgesteckt wurde. Zum besseren Halt umwickelte man das Ärmchenbeil mit Leder, Sehnen oder anderen Materialien.


Abb. Typische Bewaffnung eines Osthallstattzeitlichen Kriegers , Tüllenbeil mit Knieschäftung und Lanzenspitzen aus Eisen , sowie eines Schildes. Zeichnung rechts zeigt eine Grabausstattung eines Kriegers aus Slowenien, zwei Lanzenspitzen und ein Tüllenbeil aus Eisen sowie Fragmente eines Helmes.
Rekonstruktion NORICUM Replikate, Stefan Jaroschinski


Abb. Ärmchenbeil aus Eisen, nach Fund aus Hallstatt, Oberösterreich, Länge von ungefähr 20 cm.
Die Knieschäftung war ein rechtwinklig verlaufender Baumast, wo die Beilklinge in einer Aussparung eingeschoben wurde. Zum besseren Halt umwickelte man das Ärmchenbeil mit Leder, Sehnen oder anderen Materialien.
Abbildung rechts zeigt das Original aus dem Gräberfeld von Hallstatt, wo noch die Holzreste der Schäftung zu erkennen sind. Rekonstruktion NORICUM Replikate, Stefan Jaroschinski
Schwert und Flügelortband
Das Schwert gilt als das Statussymbol der frühhallstattzeitlichen Oberschicht schlechthin. Es wurde sowohl in Bronze gegossen als auch aus dem neuen Werkstoff Eisen geschmiedet. Der Schwertgriff mit dem sogenannten Glocken- oder Pilzknauf konnte aus Bronze, Elfenbein oder Holz hergestellt sein. Vorbild für die Rekonstruktion diente das Griffzungenschwert aus einem Panzergrab in Kleinklein, Steiermark, Österreich. In der Rekonstruktion hat das bronzene Schwert eine Länge von 75 cm, die Klinge besitzt einen Linsenförmigen Querschnitt. Der aufgenietete hölzerne Griff besteht aus zwei Griffschalen und einem einem Pilzförmigen Knauf .
Die Schwertscheide ist aus Holz gefertigt und mit Knochenleim und Leinen bezogen, als Schutz wurde Leinöl. eingelassen.
Am unteren Scheidenende, dem „Ort“, ist ein bronzenes Flügelortband festgenietet, das das Durchstoßen der Scheide beim Einführen der Waffe verhindert. Das hier nachgebildete Ortband und Riemendurchführung wurde als Original im Stadtwald Frankfurt in Deutschland gefunden. Aus dem Gesamtverbreitungsgebiet liegen über 600 Bronze- und Eisenschwerter und mehr als 120 Ortbänder vor.







Abb. Das Schwert gilt als das Statussymbol der frühhallstattzeitlichen Oberschicht schlechthin, die hier abgebildete ist eine Rekonstruktion.
Griffzungenschwertes aus Bronze, länge 75 cm, original stammt aus Kleinklein, Steiermark, Österreich.
Ortband und Riemendurchführung ebenfalls aus Bronze, Fundort Stadtwald Frankfurt, Deutschland.
Die Schwertscheide ist aus Holz gefertigt und mit Leinen bezogen.
Abbildungen oben rechts zeigen die Originalfunde , sowie ein Prunkschwert mit Elfenbeingriff und bernsteineinlagen aus Hallstatt in Österreich.
Rekonstruktion NORICUM Replikate , Stefan Jaroschinski
Der bronzene Helm, Brustpanzer und die Beinschienen
Der Helm
Die Helme des ostalpinen Typs besaßen eine waagrechte, deutlich von der Kalotte abgesetzte Krempe, dieser Helmtyp bietet hervorragend Schutz gegen Hiebwaffen . Der Osthallstatt Helm besitzt keine Wangenklappen, die Kalotte konnte mehrteilig oder aus einem Stück bestehen, die mehrteilige Kalotte stellten damit die Verkleidung eines Leder- oder Holzhelmes dar. Die Helme wurden mit vier aufgenieteten Kammhaltern ausgerüstet, die den schmückenden Rosshaarkamm befestigten.
Der Salzherr von Hallstatt besitzt zwei von diesen Helmvarianten einer ist mit Widdern in Treibarbeit verziert .
Der Brustpanzer
Die vornehmste und seltenste Schutzwaffe der Hallstattzeit war der bronzene Brustpanzer, den man aufgrund seiner Form als Glockenpanzer bezeichnet.
Dies Glockenpanzer finden ihre Vorläufer ab dem 10.Jahrhundert (1000-900 v.Chr.) in der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur. Zeitgleich mit dem dargestellten ostalpinen Krieger wurden sie auch im Etruskischen und Griechischen Bereich verwendet.
Die Rekonstruktion des Panzers ist 53 cm hoch und hat eine vordere und hintere Panzerschale; verbunden sind die beiden Hälften durch ein seitlich festgenietetes Lederband (dadurch können die beiden Hälften zum leichteren Anziehen aufgeklappt werden). Zum Verschließen der Hälften befinden sich je Schulterseite ein und an der Rückenschale der rechten seitlichen Kante zwei röhrenförmige Beschläge, die in entsprechende Schlitze der vorderen Panzerseite einrasten. Zum Sichern der Panzerhälften wird je Röhre ein Splint gesteckt. Damit keine scharfen Kanten entstanden, wurden sie umgebörtelt. Der 7 kg schwere Panzer wurde vollständig aus 1,5 mm starkem Bronzeblech auf Holz getrieben. Bislang sind lediglich sieben Exemplare bekannt, von denen nur fünf vollständig erhalten sind. Sie stammen ausnahmslos aus reichen Panzergräbern des Südostalpenraumes. Der Panzer ist eine technisch ausgereifte und elegante Rüstung, die durch die zwei aufklappbaren Hälften bequem angelegt werden konnte. Die großen Armausschnitte gewährten ausreichend Bewegungsfreiheit, während die unten ausschwingende Glockenform ein Tragen selbst beim Reiten ermöglichte.
Somit war die Rüstung nicht nur ein goldschimmerndes Statussymbol ersten Ranges, sondern gleichzeitig eine vollwertige, kampftaugliche Schutzwaffe.
Die Beinschienen
Bereits im 7. Jh. v. Chr. wurden Beinschienen aus Bronze in voller Unterschenkellänge benutzt. Im ostalpinen Bereich wurden wenige Exemplare im griechischen Stil gefunden.
Um sie anzulegen, bog man sie auf und ließ sie wie eine Spange um das Bein greifen.


Abb. Der Salzherr von Hallstatt, um 600 v.Chr. in ostalpiner Idealschutzausrüstung . Brustpanzer in Glockenform, rechtes Bild zusätzlich mit Beinschienen. Linkes Bild zeigt einen mehrteiligen Helm und rechts Bild Helm ist mit Widdern verziert.
Rekonstruktion Stefan Jaroschinski

Abb. Original Funde aus Panzergräbern des Osthallstattkreises um 600 v.Chr., zwei Brustpanzern und ein Helm , Österreich und Slowenien.
Link zu , Panzergräber der Hallstattzeit ,
Text Stefan Jaroschinski

Abb. Beinschienen aus Bronze in voller Unterschenkellänge im griechischen Stil gefunden in Slowenien.
Der Kampfschild
Die für den Kampf bestimmten Schilde bestanden wahrscheinlich aus Holzbrettern, Flechtwerk oder Holzstäbchen und waren mit ungegerbtem Leder oder wie bei der Nachbildung mit Leinen überzogen. Dadurch verhindert man, dass sich der Schild bei Schwert- oder Beilhieben spaltet. Die Schilde konnten mit Metallbeschlägen verziert und von ovaler, runder oder rechteckiger Form sein und hatten einen in der Mitte angebrachten Handgriff. Sie waren sicherlich mit Bemalung verziert, wie man es von der Situlenkunst her weiß. Aus dem Gräberfeld von Hallstatt sind keine metallenen Schildbeschläge bekannt. Holzkern des Schildes wurde auf jeder Schildseite mit Knochenleim bestrichen und mit zwei Lagen Leinen bezogen. Zusätzlich ist der Schildrand mit Leinen verstärkt, was eine extrem feste Bespannung ergibt. Auf der Schildvorderseite ist ein gewölbter eiserner Schildbeschlag mit Nieten befestigt, dies lässt vermuten das der Schild zumindest in eine Richtung gewölbt ist.

Abb. Der Salzherr von Hallstatt, um 600 v.Chr. mit gewölbtem Kampfschild



Abb. Zeitgenössische Kriegerdarstellungen auf Situlen mit Kampfschilden, darunter gewölbter Schildbeschlag aus Eisen , Slowenien.
Gebrauchsgegenstände und Schmuck
Bei den rekonstruierten Gebrauchsgegenständen handelt es sich überwiegend um Grabfunde. Mit organischen Materialien sieht es naturgegebenermaßen nicht so gut aus, so müssen Rekonstruktionen aus Holz, Leder, Textilien usw. sehr vage bleiben. Hilfreich bei den Nachbauten sind die Alltags- und Festtagsszenen der Situlenkunst und deren dargestellte Gegenstände, die uns durch reale Funde überliefert sind. Zu den rekonstruierten Dingen gehört unter anderem folgendes: ein Messer aus Eisen mit hölzernem Griff, Holzlöffel, viele verschiedene Keramikgefäße für unterschiedliche Zwecke und dann vor allem die Bronzegegenstände wie die große Situla, die Kanne samt Tassen oder die aufwendig verzierte Breitrandschüssel, außerdem Schmuckbestandteile der Männer- und Frauentracht wie Glasperlenketten, Hals- Arm- und Fußringe, Nadeln und Fibeln.



Abb. Der Salzherr von Hallstatt, um 600 v.Chr. mit Idealbewaffung.
MAMUZ Museum für Urgeschichte, Schloss Asparn 2009 Austria.
Abb. Impressionen mit "Salzherr von Hallstatt" eines adeligen Kriegers aus der Hallstattzeit, sprich eines frühen Kelten um 650 v. Chr.
Stefan Jaroschinski
Diese historische Darstellung der „Salzherr von Hallstatt“ wird von mir nicht mehr angeboten ! März 2022
Allgemeines zur Hallstattzeit
Die Hallsattzeit
Die Hallsattzeit wird als die ältere vorrömische Eisenzeit von ca. 800 v.Chr. bis 450 v.Chr bezeichnet.
Auch als Hallstattkultur bezeichnette Epoche wurde nach dem namensgebenden Fundort Hallstatt in Oberösterreich benannt, wo über 1000 Bestattungen gefunden wurden.
In dieser Epoche wird das erste mal verstärkt der moderne Werkstoff Eisen für Werkzeug, Waffen und
weitere Genständen verarbeitet.
Verbreitungsgebiet wird in West , z. B. teile Frankreichs ,Südeutschlanund und Ostthallstattkreis, z. B. Österreich und Slovenien unterteilt, wo die Schnittgrenze warscheinlich bei Halstatt selbst zu suchen ist.
Wurden im Westen wichtige Persönlichkeiten mit Schwert (HaC) oder Dolch (HaD) bestattet, gab man ihnen im Osten eine Streitaxt mit ins Grab. Im Westen gibt es reiche Wagengräber, während der Krieger im Osten mit seiner kompletten Bewaffnung, inklusive Helm, Brustpanzer „Der Salzherr von Hallstatt“ etc., beerdigt wurde.
In der Hallstattzeit lässt sich eine deutliche Hierarchisierung der Gesellschaft feststellen, die sich besonders in reich ausgestatteten Bestattungen unter Grabhügeln, wie etwa dem Grab von Hochdorf an der Enz (Baden-Württemberg),sogenaten Fürstengräbern fetstellen lassen.
Durch neue Handelsstationen mit den antiken Griechen und Etruskern entstand eine neue Oberschicht „Fürstensitze“ wie die Bekannte Heuneburg am oberlauf der Donau , mit Ihrer Repräsentative Lehmzeigelmauer nach griechischem Vorbild.
Situlenkunst
Eine Situla ist ein Henkeleimer, der typisch für den Osthallstattkreis ab etwa 650 v.Chr. ist. (Im Westen hatten sie Etruskische/Griechische Importkeramik) Meist handelt es sich gerade bei den Stücken, die in reich ausgestatteten Gräbern als Beigaben gefunden wurden, um kunstvolle Metallarbeiten mit figürlichen Motiven. Dargestellt sind in erster Linie zeremonielle festliche Gelage oder sonstige Riten, woran man Anhaltspunkte für Details über hallstattzeitliche Alltagsgegenstände, Kleidung, Ausrüstung und natürlich Sitten und Gebräuche ablesen kann.
Die Panzergräber
Literatur mit Texten, Bildern und Repliken wo ich mitwirkte:
Bunte Tuche - gleißendes Metall: Rekonstruktionen zum Leben früher Kelten
Herausgeber Keltenmuseeum Heuneburg 2007
Abb. Buchcover
Karfunkel Codex, Die Kelten, wo dem Salzherr von Hallstatt eine ganze Doppelseite gewidmet wurde. (ob in der Neuauflage noch vorhanden, mir nicht bekannt).
Abb. Buchcover



Abb. Der Salzherr von Hallstatt / Stefan Jaroschinski fährt im Einbaum , Crannog Center , Schottland